Windende Winden

Das Gras wachsen hören geht zwar (noch) nicht, aber Pflanzen beim Wachsen zusehen, das kann man mit Hilfe relativ einfacher technischer Mittel - und manchmal sogar mit bloßem Auge...

Wie im Nistkasten-Tagebuch berichtet, habe ich im Februar 2007 auf der Fensterbank verschiedene Arten von Winden (Prunk- und Kaiserwinden) vorgezogen, um damit im Frühjahr, sobald es nicht mehr friert, die linke Seite meines Balkons zu begrünen. Im Jahr zuvor hatte ich hierzu gekaufte Prunkwinden verwendet, deren Samen ich nun - zusammen mit einigen gekauften Kaiserwinde-Samen - in ein Zimmergewächshaus ausgesät und ca. 2 Wochen später in Plastiktöpfe mit "Kletterhilfe" umgetopft hatte. Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass die Pflanzen so schnell wachsen würden, hätte ich mit dem Aussäen noch mindestens einen Monat gewartet.


Vor gerade mal 5-6 Wochen ausgesät ...


... und schon die erste Blüte!

Um einmal die Bewegungen der Pflanzen sichtbar zu machen, habe ich versucht, eine Zeitraffer-Aufnahme herzustellen. Hierzu habe eine normale Foto-Kamera (eine Nikon D70 mit 18...200-mm-Objektiv) auf ein Stativ gestellt und während 2 Stunden jede Minute per IR-Fernauslöser ein Foto gemacht (bequem vom Sofa aus, während der Fernseher lief *g*). Anschließend habe ich aus den 120 entstandenen Bildern mit Animation Shop 3 ein AVI-Video erzeugt und dieses mittels Shotcut in ein MP4-Video umgewandelt, das man sich hier ansehen kann:

Doch nicht nur mit technischen Hilfsmitteln sind die Bewegungen zu erkennen, sondern sogar mit bloßem Auge!

Nicht schlecht gestaunt habe ich, als ich mal nachts in die Küche kam, wo 5 der 8 Töpfe mit je 3 Winden stehen, und bemerkte, dass sich die Triebe, die über die 90 cm langen Bambusstangen hinausgewachsen waren, auf der Suche nach Halt bewegten! Ich dachte zuerst, ich hätte mich getäuscht - ich kannte das bisher nur von Mimosen und Venusfliegenfallen, dass sich Pflanzen in einer Geschwindigkeit bewegen, die für das menschliche Auge direkt wahrnehmbar ist. Aber ganz normale Winden?

Ich stellte mich also im Abstand von ca. 1/2 Meter vor eine Pflanze hin und bobachtete ihre Triebspitze genau. Und tatsächlich - sie vollführte kleine, kreisende und manchmal ruckartige Bewegungen, wobei sie sich immer weiter in eine bestimmte Richtung bewegte! Auch die "Nachbarpflanzen" taten das! Ich kam mir fast vor wie in einem einem dieser trashigen Gruselfilme, wo Pflanzen mit rasender Geschwindigkeit alles überwuchern und sogar Menschen angreifen... *g*

Ich schnappte mir meine Kamera und machte in 1,50 m Entfernung zu den Pflanzen ein paar Serienbilder im Abstand von wenigen Sekunden. Diese Bildfolge entstand innerhalb innerhalb von 1 Minute (nicht Stunde!):



 

Wie konnte das sein? War es vielleicht ein Luftzug? Wenn die Pflanzen draußen stehen würden, wie sich das eigentlich "gehört", dann hätte man es sicherlich darauf zurückführen können, aber ich hatte keine Fenster geöffnet, draußen war es nicht windig und die Heizkörper habe ich auch schon seit Wochen abgestellt (es konnte also auch keine aufsteigende Warmluft sein). Konnte vielleicht ein durch meine eigenen Bewegungen oder durch meine Körperwärme verursachter Luftzug die Ursache für die Bewegungen der Pflanzen sein? Auch das ist unwahrscheinlich, da die Bewegungen auch in 2 Metern Entfernung zu den Pflanzen auszumachen sind und zudem eine eindeutige Bewegungsrichtung erkennen lassen und nicht bloß etwas "schaukeln". Nicht immer bewegen sich die Pflanzen allerdings mit der Geschwindigkeit wie in der obigen Bildfolge dargestellt; meist sind es "nur" wenige Millimeter pro Sekunde. Es hängt davon ab, ob sich der Trieb gerade abwärts oder entgegen der Schwerkraft aufwärts bewegt.

Erstaunlich, oder? :-)


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