"Camping- und Warnlampe"

Fundstück aus dem Metallcontainer

An einem Samstagvormittag im März 2014 brachte ich neben etwas Elektronikschrott auch einen kaputten Garderobenständer aus Metall zum örtlichen Wertstoffhof. Dort befinden sich unter einer Überdachung nebeneinander mehrere große, ca. 2 m hohe Container für unterschiedliche Rohstoffe wie Metall, Holz, Kunststoff, etc. Über eine Treppe neben jedem Container gelangt man zu einer kleinen Plattform, von der aus man die Sachen oben in den Container hineinwerfen kann. Der Metallcontainer war schon gut gefüllt, als ich die Einzelteile meines zerlegten Garderobenständers dort hinein entleerte. Dabei erblickte ich eine kleine, altmodisch aussehende Lampe, von der ich zuerst nicht wußte, was ich davon halten sollte. Da sie irgendwie "ungewönhlich" aussah, packte ich sie in meine nun leere IKEA-Rascheltasche und fuhr damit nach Hause.

Hier einige Bilder der kuriosen Lampe:


Oben eine orange "Kuppel" aus Kunststoff, seitlich ein riesig wirkender Scheinwerfer
mit runder Glasscheibe. Der "Henkel" läßt sich in verschiedenen Stellungen arretieren.
Auf der Rückseite des Gehäuses ist ein kleines Loch durch ausgelaufene Batteriesäure.
 


Ein Schiebeschalter mit 4 Stellungen: TOP — TOP & FRONT — FRONT — OFF
 


Auf der Oberseite des Scheinwerfes ein aufgenietetes Alu-Schildchen: ® MEYER TRADE MARK
 


Eingeprägte Aufschrift im Bodendeckel: MEYER — TRADE MARK — ROECO — HAMBURG
 

Natürlich googelte ich gleich nach den Angaben, die auf der Lampe zu lesen waren. Ich hatte es zuerst für eine altmodische Form dieser Baustellenlampen gehalten, die Verkehrsteilnehmern bei Dunkelheit durch oranges bzw. gelbes Blinken eine Absperrung signalisieren sollten. Im Internet wird diese Lampe jedoch als "Camping- und Warnlampe" bezeichnet:

Ein Klassiker aus den 1950er Jahren! Zwei Vorgaben machten das Produkt damals zum Hit. Selbstverständlich brauchte man zum Camping zwingend eine Taschenlampe; andererseits gab es (vor der Warnblinkanlage) die Empfehlung, eine Warnlampe zum Schutz bei Pannen mit sich zu führen. Hier bekam man beides in Einem: Aus Aluminium gefertigt, gab es einen großen Korpus für Batterien, an dem seitlich ein Scheinwerfer mit Reflektor (8 cm) angebracht war und obenauf saß, im Stil einer Blinklampe, eine orangefarbene Kuppel (Plastik) mit eigenem Glühbirnchen. Ein Schiebeschalter ließ diese Funktionen einzeln oder auch zusammen zum Leuchten bringen. Es gab nur wenige "Camper", die auf diese Lampe verzichteten. Hergestellt bei Roeco in Hamburg, Größe 8,5 x 17 x 14 cm.

(Quelle: Autostadt GmbH, Wolfsburg)


Das "Herzstück" der Lampe mit Schiebeschalter und Kontakt für die obere Blinklampe.
(Die Lötzinnrolle darunter dient nur als "Podest" für die Aufnahme des Fotos.)
 

Interessantes Detail: Die obere Blinklampe funktioniert mit einem kleinen Bimetallstreifen innerhalb des 2 cm hohen Glaskolbens, der die Stromzufuhr bei Erwärmung unterbricht, dann abkühlt und den Stromkreis wieder schließt:


Die obere Blinklampe
 

Die benötigte Betriebsspannung beträgt laut Angabe auf der vorderen Glühlampe 6 Volt. Als Batterie kam vermutlich eine sog. Laternenbatterie zum Einsatz.


Die Lampe in Aktion. Die obere Glühlampe fängt nach einer "Aufwärmzeit" von ca. 15 Sekunden an,
mit einer Frequenz von etwa 0,7 Hz zu blinken (also innerhalb von 10 Sekunden ca. 7-mal an/aus).
 

Da der vordere Scheinwerfer einen sehr schmalen Lichtkegel hat (der Durchmesser des Lichtflecks beträgt bei einem Abstand von 7 m gerade mal 20 cm), glaube ich eigentlich eher nicht, daß die Lampe als "Campinglampe" gedacht und geeignet war, sondern in erster Linie als Warn- oder Signallampe für Autofahrer.


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