Nistkasten-Kamera

Tagebuch


Mittwoch, 10. Mai 2006

Als ich gestern abend gegen 19:30 die Nistkasten-Kamera einschaltete, sah ich, wie eins der 8 Küken im Nistkasten "auf Wanderschaft" war. Nanu, mit 5 Tagen und noch blind schon so neugierig? Richtig gehen konnte es allerdings noch nicht, es stolperte eher umher und fiel dabei öfters auf den Rücken, wobei es wie ein kleiner Frosch aussah. Anscheinend versuchte es, ins Nest zurückzukrabbeln, konnte es jedoch nicht finden. Zuerst sah es zwar so aus, als würde es darauf zusteuern, lief dann aber doch im Kreis und landete schließlich wieder am Ausgangspunkt an der Nistkastenwand.


Das "Küken auf Wanderschaft" beschreibt stolpernd einen Kreis und verfehlt das Nest
 

Irgendwann schien der kleine "Irrläufer" erschöpft zu sein und blieb einfach liegen. Zwar versuchte er noch öfters, sich wieder aufzurappeln, schaffte es aber wohl nicht mehr. Die währenddessen weiterfütternden Eltern schienen den Nestflüchtling kaum zu beachten - sie folgten stur ihrem genetischen Programm, das mitgebrachte Fressen in einen der sich ihnen aus dem Nest entgegenreckenden gelben Schlünde zu stopfen. Zwar bemerkten sie, daß da neben dem Nest etwas lag, das da offenbar nicht hingehörte, doch so richtig anfangen konnten sie damit scheinbar nichts.


Das Männchen nimmt kurz Notiz von dem manchmal noch zappelnden Küken
 


Auch das Weibchen bemerkt kurz das Küken und hüpft dann ins Nest
 

Später scheint das Weibchen zu versuchen, das inzwischen leblose Küken zu packen, um es hinauszutragen, was aber wohl nicht klappt. Seitdem liegt es immer noch dort, und vermutlich wird es da solange liegenbleiben, bis es mumifiziert ist. Zum Glück ist es nicht sehr warm...


Das Weibchen zupft an dem mittlerweile leblosen Küken herum
 

Wenn ich erst eine halbe Stunde später in den Nistkasten gesehen hätte, dann hätte ich wahrscheinlich angenommen, das Küken sei verhungert und dann von den Eltern aus dem Nest befördert worden. Wie es wirklich aus dem Nest gelangt ist, habe ich leider nicht sehen können. "Neugierig" wird es wohl kaum gewesen sein. Vielleicht ist es "aus Versehen" von dem Weibchen hinausgeschubst worden, als es im Nest nach Abfall gewühlt hat, oder vielleicht ist es von seinen Geschwistern hinausgedrängt worden - wer weiß...


* * *
 

Heute morgen wurden die übrigen 7 Küken normal weitergefüttert.



 

Nicht immer allerdings will das Weibchen mit dem Nachwuchs teilen. Hier fliegt es gleich mit dem ihr vom Männchen überreichten Futter aus dem Nistkasten hinaus - zurück bleibt ein verdutztes Männchen, das anschließend verlegen in den Schnäbeln der Jungen herumstochert:



"Gib schon her!" - "Nein, das ist meins!" :-)
 

Zwischendurch brachte das Weibchen auch nochmal neues Moos mit:


 

Abends schien es mir so, als sei eins der 7 Küken gegenüber den anderen in seiner Entwicklung etwas zurückgeblieben. Es war etwas kleiner als die anderen und hatte auch noch kaum Flaumfedern. Bei den Fütterungen bekam es - zumindest während der Viertelstunde, in der ich es beobachteten konnte - nichts ab, da die anderen immer schneller waren und die Hälse höher recken konnten. Das Kleine schien auch verzweifelter zu betteln, und es bettelte auch noch länger als die anderen, nachdem die Eltern den Nistkasten schon wieder verlassen hatten.


 

Nach meinen Beobachtungen im letzten Jahr würde es mich nicht wundern, wenn dieses Küken die Nacht nicht überlebt. Seltsam wäre es allerdings schon, denn Futter scheint ja insgesamt genügend vorhanden zu sein. Nur was nützt das, wenn man davon nichts abbekommt...?


* * *
 

Kurzes Update vom Donnerstag Morgen, den 11. Mai 2006: Es sind immer noch "sieben Zwerge", und das Kleine scheint doch auch ab und zu etwas abzubekommen...


Homepage > Nistkasten-Kamera > Eintrag